Die Sandplate ist nicht nur als Ruhe- und Rückzugsraum für Seehunde und Eiderenten von Bedeutung, sondern bietet anderen Tieren ein reiches Nahrungsangebot. Besonders geeignet für die Futtersuche auf der Sandplate ist der Austernfischer (Haematopus ostralegus). Mit seinem langen, aber kräftigen Schnabel und dem im Vergleich zu anderen Watvögeln kurzen und muskulösen Hals ist er sehr gut geeignet, in dem feuchten Sand, der gegenüber trockenem Sand verblüffend fest sein kann, herum zu stochern und Beute zu suchen.
Man braucht nur auf den Boden zu schauen, um zu erkennen, was für eine wichtige Nahrungsquelle der Sandboden für die Vögel darstellt. Die öde wirkende Sandplate ist unter der Oberfläche ein wahrer Fleischsalat: Ein ganzes Sortiment an Würmern, Krebsen, Muscheln und anderen Wirbellosen ist hier verborgen. Wer es schafft, diesen Segen aus dem Grund heraus zu holen, für den ist der Tisch mit proteinreicher Nahrung reich gedeckt.
Ein typischer Bewohner der Grobsandböden auf der Sandplate ist der Bäumchenröhrenwurm (Lanice conchilega). Er filtert mit seiner Tentakelkrone das Wasser nach Plankton und anderen verdaulichen Schwebstoffen aus, die der Flutstrom aus dem offenen Meer mitbringt. Da das Wasser hier draussen turbulenter ist als in den geschützten rückwärtigen Bereichen des Wattenmeeres, unterstützt er seine feinen Tentakeln mit der auf seine Wohnröhre aufgesetzte "Baumkrone". Beides ist aus zusammengeklebten Sandkörnern gefertigt.
Es geht aber auch anders: Der Wattwurm (Arenicola marina) verläßt seine U-förmige Wohnröhre nie und gräbt sich sofort wieder ein, wenn man ihn dort heraus holt (links). Er frißt einfach den Sand, der ihn umgibt, und verdaut alles organische Material, das den Sandkörnern anhaftet. An dem Ende, wo er den Sand aufnimmt, bilden sich Krater im Boden, während der am anderen Ende wieder ausgeschiedene Sand kleine Hügel bildet, von der jeweils zuletzt ausgeschiedenen, noch nicht auseinandergefallenen Portion aufgekringelter Sandschnüre gekrönt (unten).
Unter dem Mikroskop kann man sehen, warum der Sand eine so gute Nahrungsquelle darstellt: Einzellige Kieselalgen leben in dichten Beständen zwischen den Sandkörnern. Sie und eine Reihe anderer Mikroorganismen, die Photosynthese betreiben, stehen an der Basis des Nahrungsnetzes. Das für ihre Photosynthese nötige Licht kann sie auch im Sand erreichen, da der Sand an der südlichen Nordseeküste im wesentlichen aus Quarz besteht, der lichtdurchlässig ist.
Außerdem ist der Sand, der sich unter der ständigen Brandung hier ablagern kann, so grob, daß zwischen den Sandkörnern weite Zwischenräume bleiben, durch die das Meerwasser gut zirkulieren und dem Boden Sauerstoff liefern kann. Diese vorteilhaften Bedingungen sind ebenfalls wichtig, um zwischen den Sandkörnern leben zu können. Deutlich kann man rechts die oberflächennahe Schicht erkennen, die durch Myriaden von Kieselalgen goldbraun gefärbt wird. Die blaugraue Farbe der Oberfläche rührt von Cyanobakterien her, die ebenfalls von Photosynthese leben.
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