Dünengebüsche entwickeln sich zu Wäldern weiter. Man kann davon ausgehen, daß ohne menschliche Einflüsse fast der ganze Dünenkern der Insel bis auf die Windseiten der Weißdüne mit Wald bewachsen wäre. Dieser Wald ist niedrig mit krummen, knorrigen Bäumen, deren Kronen durch Wind und salzhaltige Gischt zu einer dicht verflochtenen Decke geformt werden. Diese so genannten Krattwälder aus Stieleiche (Quercus robur, unten) und Zitterpappel (Populus tremula, unten rechts) sind Wäldern auf trockenen Sanden und Felsen in Südskandinavien sehr ähnlich.
Die Krattwälder sind allerdings auch deshalb so schlechtwüchsig, weil sich der Boden verändert hat. Große Pflanzen brauchen mehr als kleine, und so ist der ursprüngliche Nährstoffreichtum weitgehend aufgezehrt. Außerdem ist der Boden durch die Humussäuren entkalkt. Der Sand hat jetzt eine fahlere, graue Farbe, so daß man nun von der Graudüne spricht. Im Schatten dieses ärmlichen, trockenen Waldes gibt es nur wenig Unterwuchs, so Tüpfelfarn (Polypodium vulgare), Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa, beide links unten) und Siebenstern (Trientalis europaea, unten).
Eine gute Frage ist nun, wie es die Eiche mit ihren schweren Eicheln schafft, sich bis auf die Inseln auszubreiten. Die Antwort ist: Gar nicht! Eichen kamen von Natur aus nur auf Dünen vor, die sich an das Festland angelagert haben oder zu den Inseln mit einem alten Geestkern gehörten, auf denen die Eichen bereits vorhanden waren. Auf allen anderen Inseln wurden Eichen erst durch den Menschen eingeführt. Ursprünglich ist dort ein anderer Waldtyp, der nur aus Baumarten besteht, deren Samen durch den Wind oder durch Vögel verbreitet werden können.
In solchen eichenfreien Wäldern wachsen neben der Zitterpappel vor allem Hängebirken (Betula pendula, oben) und Ebereschen (Sorbus aucuparia, rechts). Diese Wälder sind meist sehr licht, so daß eine geschlossene Grasdecke unter den Bäumen wachsen kann (oben rechts). Vor allem in Mulden, wo die Bäume im Windschutz etwas stärker sind und der Boden mehr Feuchtigkeit aufweist, können sich aber auch größere Bestände aus Dornfarn (Dryopteris carthusianorum, unten) entwickeln.
An den Waldrändern windet sich das Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum, links unten) mit duftenden, orchideengleichen Blüten die Äste hinauf. Als Vorposten der an mildere Winter und kühlere Sommer angepaßten Vegetation des atlantischen Westeuropa begegnet man hier auch dem Stechginster (Ulex europaea, unten), der im Binnenland selten ist, weil ihm das Klima schon nicht mehr zusagt.
Wälder sind heute auf den Inseln selten und nur kleinflächig vorhanden. Jahrhundertelange Holznutzung und Schafweide haben sie vernichtet, und die meisten Gehölze auf den Inseln sind heutzutage gepflanzt. Dabei hat man auch Versuche mit Kiefern aus dem Alpenraum gemacht. Auf mehreren Inseln wachsen deshalb jetzt auch Krüppel- und Schwarzkiefern (Pinus mugho und P. nigra, unten links) und vermehren sich von alleine (links). Aus Nordamerika ist die Spätblühende Vogelkirsche (Prunus serotina, unten rechts) dazugekommen, die ein hervorragendes Wildobst bietet.
Übrigens sind auch die beiden Tierarten, die man heute mit am häufigsten in den Dünen sehen kann, Exoten. Der Jagdfasan (Phasianus colchicus) stammt aus Vorder- und Zentralasien, während das Kaninchen (Oryctolagus caniculus, rechts) ursprünglich nur in Spanien, Portugal und Nordwestafrika vorkam. Sie wurden als Jagdwild nach Mitteleuropa gebracht, und zu diesem Zweck schließlich auch auf den Inseln ausgesetzt.