Die reichen Nahrungsgründe in den Seegatten und Prielen ziehen auch größere Fischräuber an. Das sind in unseren Breiten unter anderem auch eine Reihe von Zahnwalen.

Der Große Tümmler (Tursiops truncatus) jagt gerne Makrelen und Heringe und folgt ihnen bis ins Wattenmeer. In der Zuiderzee war er besonders häufig, bis sie abgedeicht wurde (und jetzt Ijselmeer heißt). Darauf starb dort seine Hauptbeute, die Heringe, aus. Heute ist der Große Tümmler nur noch ein gelegentlicher Besucher im Wattenmeer.

Obwohl er selten erwähnt wird, ist der Weißschnauzendelphin (Lagenorhynchus albirostris) weitaus häufiger als der Große Tümmler. Er jagt gerne in Bodennähe und wird daher oft Opfer von Stellnetzen zum Schollenfang. Dies trifft noch stärker den kleinsten Wal von allen, den scheuen Schweinswal (Phocaena phocaena, leider kein Bild), dem als ständigem Bewohner des Wattenmeeres vor allem touristische Bootsfahrer und Surfer, die sich nicht unbedingt an Fahrwasser halten und in alle Winkel eindringen, das Leben schwer machen.
Es klingt vielleicht kaum glaubhaft, aber es gab tatsächlich einstmals auch Bartenwale im Wattenmeer. Nordkaperwale (Eubalaena glacialis, oben) nutzten die Seegatten, um ihre Jungen in geschützten Buchten setzen zu können. Da sie langsam schwimmen und nach ihrem Tod nicht absinken, sondern an der Oberfläche treiben, waren sie eine so leichte Beute für den frühen Walfang, daß sie bereits im Mittelalter in der Nordsee und später im gesamten Nordostatlantik ausstarben.
Obwohl weniger gut archäologisch belegt, sind auch Buckelwale (Megaptera novaeangliae, 2 Bilder unten) möglicherweise regelmäßig im Wattenmeer aufgetaucht. Jedenfalls gehen sie ebenfalls gerne in Buchten mit flachem Grund und setzen dort auch gerne ihre Jungen. Sie kommen auch heute noch in die südliche Nordsee, wo sie dann leider auch immer wieder stranden.
Während die letzten Nordkaper an der amerikanischen Küste noch nicht völlig ausgestorben sind, hat dieses traurige Schicksal den Atlantischen Grauwal (Eschrichtius globosus) längst ereilt (die Bildfolge links zeigt einen Pazifischen Grauwal , Eschrichtius robustus). Da Grauwale ihre Nahrung aus weichem Grund baggern und selten abseits der Küsten vorkommen, dürften ihre atlantischen Vertreter neben dem Jagddruck vor allem unter der ständigen Einengung ihres Lebensraums durch Landgewinnung und Fahrwasserregulierung gelitten haben.