Blasentang (Fucus vesiculosus) und das Gelege einer Wellhornschnecke (Buccinum undatum)
Eine abgerissene Moostierchenkolonie (Flustra foliacea)
Auch Hochseetiere wie Rippenquallen (Pleurobrachia pileus, oben links) und einen Kalmar (Alloteuthis subulata, oben rechts) hat es erwischt...
Alle Vögel mit langen Schnäbeln stochern gern in weichem Boden, aber nicht alle sind kräftig genug, um tief im Sand zu bohren. Sie finden andere Wege, um satt zu werden. So folgen sie gerne der Wasserkante und picken die vom Wellenschlag aufgescheuchten Kleintiere auf. Dabei sucht jede Art auf ihre Weise nach Beute, je nachdem, wie ihnen der Schnabel (und andere Körperteile) gewachsen ist.
Die Silbermöve (Larus argentatus) ist solch ein Vogel. Sie kann gut schwimmen, aber nicht gut tauchen; und so ist sie auch kaum in der Lage, Fische zu fangen. Statt dessen ist sie ein flexibler und aggressiver Opportunist, der mitnimmt, was er kriegen kann. In unserer Zeit zum Kulturfolger geworden, der inzwischen selbst auf Müllkippen und Äcker im Binnenland geht, war sie unter natürlichen Bedingungen darauf angewiesen, Orte wie die Spülsäume zu finden, wo immer etwas für sie abfiel.

Eine Kompaßqualle (Chrysaora hysoscella) und Meersalat (Ulva lactuca), eine Grünalge
Eine weiteres lohnendes Angebot für hungrige Tiere bieten die Spülsäume. Die Flut bringt nicht nur mikroskopisch kleines Plankton mit (rechts oben und rechts unten), das sich mit Einsetzen der Ebbe absetzt und filtrierende Organismen ernährt, sondern auch größere Tiere wie Quallen, Kadaver, Algen und vieles andere mehr (oben links). Von winzigen Flohkrebsen bis hin zu stattlichen Vögeln nutzen zahlreiche Tierarten diesen unerschöpflichen Reichtum.
Aber nicht alles, was das Meer ans Ufer spült, ist erfreulich. Eine Mikroalge, die große, gallertige, meist kugelig geformte Kolonien bildet (Phaeocystis globosa, oben links), erfährt im Frühjahr in küstennahen Gewässern eine Massenvermehrung, eine so genannte Algenblüte. Aufgrund immer höherer Stickstoffmengen, die aus landwirtschaftlichen Düngern ins Meer geschwemmt oder vornehmlich aus Autoabgasen auf das Wasser herabsinken, vermehren sich diese Algen heutzutage ungebremst. Ist die Algenblüte vorbei, zerfallen die Kolonien, und die gallertige Matrix wird von der Brandung zu einer Art Eierschnee aufgeschlagen (oben rechts). Dabei setzen die zerstörten Kolonien große Mengen Dimethylsulfid frei, eine Schwefelverbindung, die den Seewind nach faulen Eiern stinken läßt.
So können die Pfuhlschnepfen (Limosa lapponica, oben) mit ihren langen Schnäbeln und Beinen bereits in etwas tieferem Wasser fischen. Alpenstrandläufer (Calidris alpina, links) hingegen sind kurzbeiniger, und auch ihr Schnabel ist nicht so lang. Sie bleiben daher unmittelbar an der Wasserlinie oder halten sich an seichte Pfützen. Der kurzschnäbelige, aber flinke Kiebitzregenpfeifer (Pluvialis squatarola, unten rechts) sucht seine Chancen lieber gleich außerhalb des Wassers und ist sofort zur Stelle, wenn sich am Boden etwas bewegt. Der Steinwälzer (Arenaria interpres, unten links) schließlich beherrscht den Trick, Muschelschalen und ähnliches umzudrehen, um die darunter versteckten Tierchen zu erbeuten.