Welche Strategien auch immer die Kleinen entwickelt haben, um dem Gefressen-werden zu entgehen, hungrige Mäuler gibt es genug. Der Dorsch oder Kabeljau (Gadus morrhua), dessen Bestände durch Überfischung weltweit zusammen gebrochen sind, lebt als alter Fisch durchaus in offenerem Wasser. In jüngeren Jahren aber lebt er dicht am Boden und erbeutet dort alles, was in sein Maul paßt.
Auch die Bestände des Dornhai (Squalus acanthias) haben durch unmäßige Fischerei gelitten, denn sein Rumpffleisch kommt als "Seeaal" und die abgeschnittenen Bauchlappen als "Schillerlocken" in den Handel. In lebendigem Zustand ist er ein elegant aussehendes Tier, das wie der Kabeljau nahe am Grund jagt.
Der kleingefleckte Katzenhai (Scyliorhinus caniculus) ist hingegen als Speisefisch weniger geschätzt, obwohl er in England und Frankreich gefangen wird. Er lebt ganz am Boden und hat daher auch ein tarnendes Fleckenmuster.
Ein anderer Knorpelfisch, der Nagelrochen (Raja clavata) ist der Fischerei fast völlig zum Opfer gefallen. Er ist heute weiträumig im Wattenmeer ausgestorben. Nur im dänischen Nordzipfel des Wattenmeers kann man zur Zeit noch vereinzelte Exemplare antreffen. Zum Glück kommt er an vielen atlantischen Küsten vor, wo er aber auch unter Druck steht. Seine Nahrung sucht er, indem er dicht über dem Boden schwebt und mit seinem auf der Unterseite liegenden Maul den Boden wie mit einem Staubsauger absucht.
Platt am Boden liegend wartet der Anglerfisch oder Seeteufel (Lophius piscatorius) bestens getarnt darauf, daß ein hungriger Fisch auf seine Angel hereinfällt: Ein umgewandelter Flossenstrahl gaukelt einen zuckenden Wurm vor. Statt seinen eigenen Hunger zu stillen, stillt der getäuschte Fisch den Hunger des Anglerfischs, der sein übergroßes Maul schlagartig aufreißt und den Fisch so in seinen Schlund saugt. Auch der Seeteufel wird von der Fischerei im Übermaß dezimiert, wobei die angewandten Fangmethoden am Grund große Verwüstungen anrichten.
Die gesamte Ordnung der Plattfische ist dazu übergegangen, auf der Seite liegend am Boden zu leben. Die Jungfische leben noch frei schwimmend, doch dann wandert ein Auge über die Stirn auf die andere Kopfseite, und die eine Seite wird zur weißlichen Unterseite und die andere zur tarnfarbenen Oberseite. Der kleinste dieser Plattfische ist bei uns die Rotzunge oder Limande (Microstomus kitt), die sich gerne auf Steingrund aufhält. Sie kommt nur im Sommer ins Wattenmeer und hält sich dort gern auf den Grobsandgebieten auf.
Wie die Rotzunge ist auch die Seezunge (Solea vulgaris) ein geschätzter Speisefisch, den man - wie eigentlich alle Plattfische - leider mit gutem Gewissen kaum noch essen kann. Die Seezunge laicht in den flacheren Bereichen des Wattenmeers. Auch die Larven- und Jungfischentwicklung findet hier statt. Um den kalten Temperaturen zu entgehen, wandern die Tiere im Winter aber in tiefere Seegebiete.
Auch für die Scholle (Pleuronectes platessa) ist das Wattenmeer eine wichtige Kinderstube. Sie laicht zwar in der offenen Nordsee, doch driften ihre Larven ins Wattenmeer, verwandeln sich dort in Bodenfische und werden als junge Maischollen weggefangen. Die können sich selbstverständlich dann nicht mehr fortpflanzen - mit entsprechenden Folgen für den Gesamtbestand.
Mit ca. 60cm Gesamtlänge ist der Steinbutt (Psetta maxima) schon einer der beeindruckenderen Gestalten unter den Plattfischen. Entsprechend groß ist sein Maul, das auch vor seiner kleineren Plattfischverwandschaft nicht halt macht.
Kein Plattfisch, aber dennoch bestens für das Leben am Grund geeignet: Die Fünfbärtelige Seequappe (Ciliata mustela). Ihre fünf namensgebende Barteln helfen ihr, auch in aufgewühltem, trüben Wasser ihre Beute zu finden. Trotz ihres aalähnlichen Aussehens gehört sie in die Verwandtschaft des Dorsches.