Die Miesmuschel ist allerdings nicht die einzige Art, die große Muschelbänke aufbauen kann. Eine Art, die ebenfalls eigentlich ein Bewohner harter Felsen ist, ist die Riesenauster (Crassostrea gigas). Von ebenso großer wirtschaftlicher Bedeutung wie die Miesmuschel, ist die Riesenauster erst seit den 1960er Jahren in Europa eingeführt worden, wo sie sich schlagartig ausgebreitet hat. Ihre Bestände dringen zum Teil auch in die Bänke der Miesmuscheln ein und überwachsen diese.
Etwa 60 Jahre vorher, um die Jahrhundertwende, hatte man es bereits mit der Virginischen Auster (Crassostrea virginica) versucht. Dieser Versuch schlug zwar fehl, doch hat man zusammen mit den Setzaustern versehentlich die Pantoffelschnecke (Crepidula fornicaria) und die links gezeigte Amerikanische Bohrmuschel (Petricola pholadiformis) eingeschleppt.
Vor aber allem sind die Schillbänke für die Ansiedlung von Miesmuscheln (Mytilus edulis) unentbehrlich. Miesmuscheln benötigen eine harte und zumindest für eine gewisse Zeit stabile Unterlage. Dort können sich die Muschellarven ansiedeln. Später ankommende Miesmuscheln können sich dann auch auf bereits angesiedelten Artgenossen niederlassen. Die Miesmuscheln können sich mit so genannten Byssusfäden - auf dem Bild gut zu erkennen - aneinander heften und verketten sich so zu ausgedehnten Muschelbänken. Da sich die Schillbänke ohnehin an den Prielkanten bilden, bauen sich die Miesmuschelbänke genau dort auf, wo der Flutstrom das ganze Plankton mitbringt, das die Muscheln aus dem Wasser filtern. Gleichzeitig stellen die Muschelbänke harte Kappen an den Abhängen der hohen Wattflächen dar, die die seitliche Abtragung durch die Strömungen in den Prielen verhindern. Dadurch kommt den Miesmuscheln eine außerordentliche Bedeutung für die Dynamik des Wattenmeeres zu, trotz der Tatsache, daß sie eigentlich Felsküstenbewohner sind. Gleichzeitig ist sie als Nahrung für Menschen sehr beliebt. Früher hat man die wilden Muschelbänke beschädigt, um an die Muscheln zu kommen, und damit das Watt destabilisiert. Heute hat man glücklicherweise gelernt, die Muscheln in Kulturen zu ziehen und die dafür nötigen Besatzmuscheln schonend aus dem Überfluß des jährlichen Nachwuchses zu gewinnen.
PS: Es gibt auch eine in Europa einheimische Austernart (Ostrea edulis). Aufgrund von Übernutzung und von durch Wasserverschmutzung ausgelösten Krankheiten sind ihre Bestände im Wattenmeer zugrunde gegangen. Statt die verbliebenen Restbestände zu pflegen und wieder auf zu bauen, hat man sie lieber gleich durch die robusteren Riesenaustern ersetzt. Heute kann man manchmal noch Schalen von ihr am Strand finden...
Die Pantoffelschnecke ist ein eigenartiges Tier, das ihr Leben als Männchen beginnt und sich später in ein Weibchen umwandelt. Zur Paarung sucht ein Männchen ein Weibchen und setzt sich auf dessen Schale, Später wird es selbst ein Weibchen, so daß ein neues Männchen zuwandert. So können mit der Zeit Schneckentürme entstehen, wo bis zu 8 Tiere übereinander sitzen, ihrerseits mit Seepocken besetzt. Als Nahrung filtern diese seltsamen Schnecken wie die Muscheln Plankton aus dem Wasser.