In unserer engen und immer enger werdenden Kulturlandschaft aber trägt es dazu bei, unbillige Antipathien gegen den Kormoran zu schüren - ein Los das er mit den Reihern teilt. Auch die Reiher wurden drastisch dezimiert. Sie sind wie die Kormorane Fischfänger und Koloniebrüter in hohen Bäumen. Und auch sie sind, seitdem sich ihre Bestände erholt haben, in einer Welt, in der Teiche in erster Linie Nutzflächen für Fischzüchter und Angler sind, nirgendwo gern gesehen. Die häufigste Reiherart entlang der Nordseeküste ist der Graureiher (Ardea cinerea).
Wo so viele leckere Braten sind, kann auch der Fuchs (Vulpes vulpes) nicht fehlen. Man weiß nicht genau, wie weit er früher verbreitet war. Man hat ihn weit draußen im Watt Beute suchen sehen. Ob das bedeutet, daß er dann auch die Düneninseln erreicht und besiedelt hat, ist nicht sicher. Sicher ist, daß er einige Inseln erst bevölkert hat, nachdem diese durch Verbindungsdämme mit dem Festland zu Halbinseln geworden waren, wie zum Beispiel Sylt. Die Flußsande sind sicher leichter erreichbar gewesen. Füchse sind aber für die Brutkolonien der Vögel eine ernst zu nehmende Bedrohung. Allerdings sind Säugetiere davon abhängig, daß sie Zugang zu Trinkwasser haben. Da wir uns noch in der Brackwasserzone befinden, entscheidet die Verfügbarkeit von Süßwasseraustritten darüber, ob sich Füchse oder andere größere Säugetiere auf den Sanden halten können. So dürfte es durchaus Sande gegeben haben, die von Raubtieren hinreichend verschont blieben.
Die Flußsande bieten wichtige Brutplätze für Wasservögel. Wir finden hier bereits Arten der Binnengewässer. Dazu gehört die Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger, oben links), deren Bestände durch Verlust von geeigneten Brutplätzen an großen, bewachsenen Seeufern stark vermindert sind. Die weit verbreitete Lachmöve (Larus ridibundus, oben rechts) geht durchaus auch an die offene Küste, nicht aber weit auf das Meer hinaus. Sehr wohl aber brütet sie an Binnengewässern aller Art. Ebenfalls eine Möve des Süß- und Brackwassers ist die Schwarzkopfmöve (Larus melanocephalus, rechts), die abseits des Raumes um das Schwarze Meer nur weit zerstreut vorkommt, darunter einige Brutplätze an unseren Flußmündungen.
Kleinere Tiere wie die Wanderratte (Rattus norvegicus, oben) kommen mit weniger Wasser aus und können ihren Bedarf zeitweise auch aus saftigen Pflanzen decken. Ratten, die erst mit der Seefahrt nach Europa kamen, leben im Röhricht der Flußauen durchaus unabhängig von menschlichen Niederlassungen - sofern nicht ein Fischotter (Lutra lutra, links) sie fängt. Fischotter haben ein ziemlich breites Nahrungsspektrum. Dennoch bilden Fische ihre Hauptbeute, und aus deren Körperflüssigkeit können sie wie die Robben Wasser gewinnen. So gingen sie früher im Wattenmeer bis hinaus auf die Inseln.
Zu den großen Tieren, die man bei ausreichendem Zugang zu Süßwasser auf den Sanden erwarten kann, gehören das Reh (Capreolus capreolus, oben rechts) und das Wildschwein (Sus scrofa, oben links). Beide sind nicht so strikt an Wälder gebunden, wie wir uns das heute vorstellen, weil sie in der Kulturlandschaft nur dort eine Bleibe finden können. In den baumlosen Steppenlandschaften des inneren Eurasiens reichen beiden Arten die Schilfröhrichte, die die großen Ströme begleiten, als Deckung und Lebensraum aus. Dementsprechend sollten sie auch auf den Flußsanden mit ihren Weißweidenwäldern und Röhrichten ohne weiteres einen geeigneten Lebensraum gefunden haben.
Der Fischotter hat nur knapp an wenigen Binnengewässern überlebt. Dank guter Schutzprogramme breitet er sich aber inzwischen wieder aus. Das ist dem Kormoran (Phalcrocorax carbo) längst gelungen. Er entzieht sich den Räubern am Boden, indem er auf Bäumen brütet. Dies bekommt den Bäumen in der Regel nicht, denn Kormorane neigen dazu, große Kolonien zu bilden. Die anfallenden Massen an scharfem Kot sind für die Bäume zuviel, und sie sterben ab. In einer weiten Naturlandschaft ist das kein Problem.
Es gibt aber noch andere Reiherarten, die früher schon einmal im Gebiet vorkamen. Dazu gehören Silberreiher (Egretta alba, oben links), Purpurreiher (Ardea purpurea, oben rechts) und Rallenreiher (Ardeola ralloides, unten rechts). Während der Rallenreiher heute in ganz Mittel und Nordwesteuropa nicht mehr vorkommt, hat sich der Purpurreiher in den Niederlanden noch im Nahbereich des Wattenmeeres gehalten. Dem Silberreiher ist es sogar gelungen, sein verlorenes Terrain zurück zu gewinnen. Inzwischen ist er bis Schleswig-Holstein als Brutvogel wieder anzutreffen. Sobald sich an den Prallhängen der Sande Steilufer bilden, bekommt auch ein ganz anderer Fischfänger seine Chance: Der Eisvogel (Alcedo atthis, unten links) braucht senkrechte Wände, in die er seine Bruthöhlen graben kann.