Schon im Windschatten des ersten Dünenkamms nehmen Sand- und Nährstoffzufuhr rasch ab. Damit vermindert sich die Wüchsigkeit des Strandhafers, nicht zuletzt deshalb, weil seine Wurzeln nun von Fadenwürmern (Trigonotylus elyni) befallen werden. Wegen der reduzierten Konkurrenzkraft des Strandhafers haben nun aber auch andere Pflanzen die Möglichkeit, in den Weißdünen zu wachsen.
Wenn die Sandablagerung zurückgeht, werden auch abgestorbene Pflanzenteile nicht mehr unverzüglich mit Sand zugedeckt, so daß sich Humus zu bilden beginnt. Nun wandert der Küstenrotschwingel (Festuca litoralis) ein, der dichte, geschlossene Wiesen bildet, in denen zwar immer noch der Strandhafer vorkommt, aber nicht mehr dominant ist.
Der Gelbe Hornmohn (Glaucium flavum, rechts) stammt ebenfalls von den Küsten des Atlantiks und des Mittelmeeres. Obwohl er bis nach Südnorwegen geht und in den dänischen und niederländischen Dünen verbreitet ist, fehlt er eigenartigerweise der Deutschen Bucht fast ganz.
Die Strandwinde (Calystegia soldanella, links) ist an der Nordseeküste nur lückenhaft verbreitet, kommt aber dennoch von Belgien bis Dänemark vor. Nachweise aus der Deutschen Bucht gibt es von Norderney, Baltrum und Spiekeroog sowie von Sylt.
Eine Pflanze, die heute aus der Weißdüne nicht mehr wegzudenken ist, obwohl sie der ursprünglichen Vegetation nicht angehörte, ist die Sandnachtkerze (Oenothera ammophila). Sie stammt von der ursprünglich aus Nordamerika stammenden Kleinblütigen Nachtkerze (Oenothera parviflora) ab, die im frühen 17. Jahrhundert hier verwildert ist. Seitdem haben sich ihre Nachfahren unter den spezifischen Bedingungen der Küstendünen zu einer eigenen, neuen Art entwickelt, die nun hier Heimatrecht besitzt.
In diesen Wiesen aus Rotschwingel und Strandhafer können nun auch Pflanzen gedeihen, deren Hauptvorkommen eher im Binnenland liegt. Dazu gehören unter anderem das Doldige Habichtskraut (Hieracium umbellatum) und das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium). An Stellen, die trotz geringer Sandablagerung hohe Nährstoffkonzentrationen aufweisen, kann das Weidenröschen Massenbestände bilden, die zur Blütezeit prächtig aussehen. Dies kann auf ehemaligen Brandflächen oder im Umfeld von Vogelkolonien der Fall sein.
Doldiges Habichtskraut (Hieracium umbellatum)
Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
Die ersten Pflanzen, die neben dem Strandroggen in die Bestände des Strandhafers eindringen, sind Vorposten aus der Vegetation der atlantischen und mittelmeerischen Dünenvegetation. Weit verbreitet in den Dünen der Deutschen Bucht ist die Stranddistel (Eryngium maritimum), eine Pflanze, die trotz ihres Namens ein Doldenblütler ist. Sie wurde durch Blumenpflücker so stark dezimiert, daß sie unter Naturschutz gestellt werden mußte.
Eine andere Pflanze der Weißdüne ist die Strandplatterbse (Lathyrus maritimus), die mit den Gartenwicken verwandt ist. Wie alle Schmetterlingsblütler lebt sie in Symbiose mit Nitratbakterien, die den Stickstoff der Luft für die Pflanze verfügbar machen. Durch diese Selbstversorgung kann die Strandplatterbse an Plätzen wachsen, wo die Zufuhr von verwehtem Spülicht weniger intensiv und damit der Eintrag von Nährstoffen geringer ist.