Die Fische, die das Wattenmeer als Kinderstube nutzen, kommen erstaunlicherweise zum Teil aus dem freien Wasser des offenen Meeres. So ist der Hornhecht (Belone belone) ein in Schwärmen lebender, schneller Jäger der obersten Wasserschichten. Zur Fortpflanzungszeit kommt er aber in das Wattenmeer, um seine Eier in Seegraswiesen, Muschelbänken und Tangbetten abzulegen.
Dem Segen der Jungfischschwärme stellen nicht nur Seeschwalben und andere Küstenvögel nach, sondern es kommen auch Raubfische ins Wattenmeer, darunter Makrelen (Scomber scombrus). Die Makrelen halten sich dabei eher an das offenere Wasser der Seegatten und des Seegebietes außerhalb der Düneninselketten.
Der Hering (Clupea harengus) gehört ebenfalls zu den Fischen der Hochsee, die das Wattenmeer als Kinderstube nutzen. Er laicht zwar außerhalb der Inselketten am Grund der Nordsee, doch liegen die Laichgebiete so, daß seine Larven von den Strömungen in das Wattenmeer hineingespült werden, wo sie sich über mehrere Monate entwickeln. Ähnlich macht es auch eine kleinere Verwandte, die Sprotte (Sprattus sprattus).
Den Heringen folgt auch gerne der Stöcker (Trachurus trachurus) ins Wattenmeer. Manchmal auch Bastardmakrele genannt, ist er der nördlichste Vertreter einer mehr in tropischen Seegebieten verbreiteten Fischfamilie, den Stachelmakrelen, die trotz ihres Namens nicht allzu nahe mit den echten Makrelen verwandt sind. Wie die Makrelen, zwischen die sich der Stöcker gerne mischt, geht auch er nicht gerne in die ganz flachen, küstennahen Bereiche.
Anders der Wolfsbarsch (Dicentrarchus labrax). Er kommt zwar auch nur als gefräßiger Sommergast ins Wattenmeer, besucht dabei aber die flachsten und landwärtigsten Teile. Dabei dringt er sogar in die Brackwasserbereiche der Flußunterläufe ein.
Und dann gibt es noch den Wittling (Merlangius merlangus, unten), einen Vertreter der Dorsche. Weitverbreitet im nordöstlichen Atlantik, sammeln sich alle paar Jahre große Schwärme im Wattenmeer. Dort fressen sie vornehmlich Kleinkrebse in solchen Mengen, daß in diesen Jahren die Krabbenfischerei zum Erliegen kommen kann. Und dann sind sie plötzlich wieder für eine Reihe von Jahren selten oder ganz verschwunden.