Auch die Große Strandschnecke (Littorina littorea, oben links) sucht Zuflucht auf den Muschelbänken. Sie unternimmt zwar Ausflüge auf die Wattflächen (oben rechts), um dort Kieselalgen abzuweiden, könnte sich aber bei Wellenschlag dort nicht halten. Sie kehrt deshalb in den Schutz der Muschelbank zurück und sucht sich zwischen den Seepocken (Semibalanus balanoides, oben links) einen freien Platz.
Aber es wachsen nicht nur Tange auf den Muscheln, sondern auch Tiere. Die grazile Seenelke (Metridium senile, oben), die mit Nesseltentakeln ihre Beute fängt, hat man am Anfang der Wissenschaft sogar zu den Pflanzen gezählt. Aus dieser Zeit ist die Bezeichnung "Blumentiere" überkommen. Die Schlauchseescheide (Ciona intestinalis, rechts) ist eine lebendige Pumpe mit einem gut erkennbaren, als Kiemendarm bezeichneten, zylindrischen Sieb, das dem durchziehenden Wasser Sauerstoff und Nahrung entnimmt.
Im Gewirr des Tangwaldes und in den Klüften der Muschelbank ist es sicher von Vorteil, schlank zu sein, um sich überall durch schlängeln zu können. Eine Reihe von Fischarten haben daher lang gezogene, dünne Körper entwickelt, so die Große Seenadel (Syngnathus acus, oben rechts), der Grüne Schleimfisch (Blennius pholis, unten) und der Butterfisch (Pholis gunellus, oben), von dem es heißt, daß er die Niedrigwasserzeit auch im Gezeitenraum überstehen kann, sofern er von einer Lage feuchten Tangs bedeckt ist. Ein Lippfisch, der wegen seiner hübschen Färbung Goldmaid genannt wird (Symphodus melops, rechts), sucht bei Flut über dem Tang sein Futter.
Und dann gibt es noch die "lebenden Steine", gut getarnte, geduldig wartende Lauerjäger, die plötzlich vorschießen und Schnapp! Dazu gehört der Seeskorpion (Myoxocephalus scorpius, oben). Ein anderer bizarr wirkender Fisch ist der Lump (Cyclopterus lumpus, links). Man findet ihn oft tot am Strand. Das sind die Männchen, die sich nach der Paarung um die junge Brut gekümmert haben. Sie fressen dann nicht, so daß sie nach der Aufzucht erschöpft sterben und zur Freude der Möven am Strand angespült werden.
Das heißt, sofern es zur Paarung kommt, denn er wird befischt, obwohl er kein guter Speisefisch ist. Man sucht die Weibchen, die ihrer Eier beraubt werden. Die kommen dann als "Deutscher Kaviar" auf den Markt.
Der Seestern (Asterias rubens, oben links) spart sich den Weg. Er kann seinen Magen von innen nach außen wenden; also stemmt er die Muscheln auf und stülpt seinen Magen hinein, so daß die Muschel in ihrer eigenen Schale verdaut wird. Die Wellhornschnecke (Buccinum undatum, oben rechts) besitzt ein rüsselförmiges Maul mit einer Raspelzunge. So kann sie Muscheln oder Krebse bis in die hintersten Verwinkelungen ausfressen oder Kleintiere in Ritzen suchen. Sterben die Schnecken, sind ihre leeren Schalen das Beste, was der Einsiedlerkrebs (Eupagurus bernhardus, links) finden kann, um seinen weichen Hinterkörper zu schützen.
Krebse holen mit ihren Scheren kleine Tiere oder abgelagertes Spülicht aus den Ritzen zwischen den Muscheln oder schneiden Algenstückchen ab - je nach Vorliebe. Dabei sucht die wegen ihrer langen, dünnen Beine so genannte Seespinne (Hyas araneus, links), trotz ihres Namens ein Krebs, geschütztere Zonen auf und verbirgt sich gerne unter Tang. Junge Tiere tarnen sich auch mit allerlei Material, das sie auf dem Rücken befestigen. Ältere sind meist sowieso von Algen bewachsen.