Ähnlich steht es beim Flußbarsch (Perca fluviatilis), der fast über die gesamte Nordhalbkugel verbreitet ist. Einer der wichtigsten Bewohner unserer Seen und Tieflandsflüße, macht ihm eine gelegentliche Stippvisite ins Brackwasser nichts aus.
Der Zander (Stizostedion lucioperca), wegen seiner schlanken Torpedoform manchmal auch Hechtbarsch genannt, ist eigentlich ein Fisch aus Osteuropa und Sibirien. Erst durch den heute üblichen künstlichen Besatz von Angelgewässern wurde er auch in Nordwesteuropa heimisch, und es war eine große Überraschung, daß er hier auch brackigen Gewässern Besuche abstattet. Er ist aber doch eher im reinen Süßwasser zu Hause.
Flußaufwärts folgt auf die brackige Flundern-Kaulbarsch-Zone die Brachsen-Zone. Sie liegt im reinen Süßwasser von langsam und ruhig fließenden Tieflandsflüßen. Ihr Tierbestand ähnelt daher sehr dem großer Seen. Einigen ihrer Bewohner ist dennoch eine gewisse Salztoleranz zu eigen, und sie wechseln gerne einmal zu den Flundern und Kaulbarschen ins Brackwasser. Dazu gehört auch der namengebende Brachsen oder Blei (Abramis brama), ein hochrückiger, aber schmaler Fisch, dessen Form es ihm ermöglicht, durch dichte Pflanzenbestände zu schwimmen.
Weit verbreitet in Eurasien ist auch die Schleie (Tinca tinca), ein Fisch, der krautreiche und schlammige Gewässer liebt. Auch sie findet man immer wieder mal in brackigen Mündungen. Als Karpfenfisch besitzt sie Barteln, mit deren Hilfe sie auch in trüben Gewässern Beute aufspüren kann.
Ebenfalls zur Karpfenverwandtschaft gehören die Rotfedern (Scardinius erythrophthalmus), die ebenfalls zu den in langsamen Strömen und großen Seen häufigen und wichtigen Fischen gehören. Rotfedern sind aber reine Süßwasserfische, die keinerlei Salz vertragen und deshalb auch nicht flußabwärts über die Brachsen-Zone hinaus wandern können.
Einer Rotfeder ähnlich, wenn auch nicht mit so hohem Rücken, ist der Güster oder die Blicke (Blicca bjoerkna). Wie die Rotfeder ist sie ein weit verbreiteter, häufiger Fisch ruhiger Tieflandsgewässer, der für die Brachsen-Zone typisch ist, aber nicht bis in die Brackwasserzone gehen kann.
Und so geht es schließlich auch dem Karpfen (Cyprinus carpio) selbst, der bei Hochwasser sogar in überschwemmte Wiesen geht. Er wird meist für einheimisch gehalten, ist er aber nicht und beweist damit, daß für uns "einheimisch" lediglich alles ist, was uns vertraut ist und exotisch alles, was wir weniger gewohnt sind. Tatsächlich kam der Karpfen erst durch mittelalterliche Mönche vom Balkan zu uns. Heute ist er nicht mehr fort zu denken, allerdings findet man den richtigen, normal beschuppten Wildkarpfen kaum noch, denn schuppenreduzierte Zuchtformen sind heute bei uns die Nummer 1 der Teichwirtschaft.