In den Flußmündungen kommen im Sommer auch große Schwärme kleinerer Fischarten vor wie Stint (Osmerus eperlanus) und Ährenfisch (Atherina presbyter, links). Beide Arten verlassen die Flußmündungen und ziehen ins offene Meer, um den winterlichen Temperaturen zu entgehen, die in den Flußmündungen und im Wattenmeer niedriger ausfallen als in der offenen Nordsee.
Auch der Rote Knurrhahn (Trigla hirundo) dringt weit in das Brackwasser vor. Als Bodenfisch findet er in den dortigen großen Wirbellosenbeständen reiche Nahrungsquellen.
Wo so viele Fischfänger sind, müssen natürlich auch ausreichend Fische sein. Die Fischfauna der brackigen Flußmündungen ist eine spannende Mischung aus Meeresfischen und Flußfischen. Aus dem Meer dringt die Meeräsche (Chelon labrosus), die wir ja schon kennen, bis in erstaunlich schwach salzige Zonen vor. Besonders ihre Jungen halten sich gerne in kleinen Zuflüßen auf, die manchmal fast Süßwasser führen.
Die Grundeln gehören zu den typischen Brackwasserfischen. Die meisten Arten kommen zwar im Meer vor, aber es gibt überall auf der Welt immer wieder mal Arten, die nicht nur ins Brackwasser einwandern, sondern es sogar bevorzugen. Zu diesen Arten zählt bei uns die Sandgrundel (Pomatoschistus minutus).
Der Kaulbarsch (Gymnocephalus cernua) ist als einer dieser wenigen Süßwasserfische sogar besonders typisch für die Brackwasserzone. Obwohl er in Seen und langsamen Strömen weit in Eurasien verbreitet ist, erreicht er im Brackwasser besondere Bedeutung. Bei der Einteilung von Flüßen in ökologische Zonen hat man daher die brackige Flußmündungszone die Flundern-Kaulbarsch-Zone getauft.
Auch den Wolfsbarsch (Dicentrarchus labrax) kennen wir schon. Als hungriger Raubfisch kommt er in die Flußmündungen, um den Schwärmen von Kleinfischen nachzustellen.
Es seien auch noch einmal die Dreistacheligen Stichlinge (Gasterosteus aculeatus) erwähnt. Mit ihrer enormen Anpassungsfähigkeit bewohnen sie von kleinen Bächen bis in die Nordsee hinein alles, was sich in unseren Breiten an Gewässern finden läßt. Wie der Kaulbarsch erreichen sie aber im Brackwasser besondere hohe Bestände.
Das tut auch der Hecht (Esox lucius), der aus dem Süßwasser stammt. Er geht in brackige Gewässer und vertritt damit die wenigen Süßwasserfische, die sich an diesen Lebensraum anpassen konnten. Es scheint Meerestieren sehr viel leichter zu fallen, mit geringen Salzgehalten auszukommen, als Bewohnern des Süßwassers, denen offenbar selbst geringste Salzmengen bereits Schwierigkeiten bereiten.
Flundern (Platichthys flesus) kennen wir schon. Wie die Grundel bevorzugt sie Brackwasser und zieht manchmal bis in reines Süßwasser hinein. Zur Fortpflanzung zieht sie aber in die Nordsee, und auch bei kalten Temperaturen zur Überwinterung.
Und schließlich wollen wir nach so viel Fisch nicht unerwähnt lassen, daß auch die wirbellosen Tiere mit einer Mischung aus Salz- und Süßwasserformen aufwarten. Als ein Beispiel für viele sei die Brackwassergarnele (Palaemonetes varians) genannt. Garnelen dürften in unserer Vorstellung wohl typische Meeresbewohner sein; dennoch geht diese Garnelenart nicht nur ins Brackwasser, sondern sogar bis in reines Süßwasser der Flußunterläufe.