Heutzutage kommt (von Müll einmal abgesehen) nur noch kleineres Material wie Muscheln, Seegras oder Tang zum Absatz, aber auch das ist von enormer Wichtigkeit. Da dieser Spülsaum - wenn nicht gerade Sturmflut ist - trocken liegt, kann der Wind einen Teil des organischen Materials mit all dem Sand in die Weißdüne verwehen, so daß der Strandhafer dort an keinerlei Nährstoffmangel leiden muß. Noch nährstoffreicher sind allerdings die Spülsäume selber, die ja eine Art natürlicher Komposthaufen sind.
Während die Vordünenlandschaft noch von Sturmfluten überrollt wird, ist die Weißdüne hochwassersicher. Das führt dazu, daß selbst massives Driftmaterial weniger an den Spülsäumen der Strände und Platen landet, sondern von der Wucht der Sturmflut an die Sockel der Weißdünen geworfen wird. Zu Zeiten, als unsere Flüsse noch nicht in befestigte Kanäle umgebaut waren, spülten sie regelmäßig entwurzelte Bäume ins Meer, die in solchen Sturmflutspülsäumen, wie hier einer an einem Strand in Nordamerika zu sehen ist, zur Ruhe kamen. So ähnlich sah es bei uns auch aus.
Dementsprechend findet man auf den Spülsäumen besonders nährstoffhungrige Pflanzen. Dies können in Abhängigkeit von anderweitigen Umweltfaktoren durchaus unterschiedliche Arten sein. Auf den Sandböden der Außenufer der Insel wächst neben der Salzmiere (Honckenya peploides, oben), die wir schon kennen, vor allem der Meersenf (Cakile maritima), der mit seinen großen, rosa Blüten und den gefiederten, fleischigen Blättern ein auffallendes Gewächs ist.
Weniger auffallend ist das Kalisalzkraut (Salsola kali) mit seinen stachelspitzigen, sukkulenten Blättern. Er gehört zu einer Reihe von Pflanzen, die wohl erst während der Eiszeit aus Innerasien an die Nordseeküste gekommen sind. Die ursprüngliche Heimat des Kalisalzkrautes sind die Ufer der Salzseen in den Steppen- und Wüstenzonen Eurasiens.
Da in unserer Zeit die Strände der Düneninseln für den Badetourismus in Anspruch genommen werden, sind die Sturmflutspülsäume weitgehend verschwunden und ihre Pflanzengemeinschaften bedroht. Denn die Strände werden von "unästhetischem Unrat" geräumt, bevor die Touristen kommen, und die paar Pflanzen, die dennoch aufwachsen, werden von den Badegästen unachtsam zertreten.
Auf den Treibholzstämmen siedeln sich im Meer gern Entenmuscheln (Lepas anatifera, rechts) an, die tatsächlich zu den Krebsen gehören und gestielte Verwandte der allgegenwärtigen Seepocken sind. Werden die Baumstämme an den Strand geworfen, trocknen die Entenmuscheln aus und sterben - mitgegangen, mitgefangen! Echte Muscheln sind hingegen trotz ihres Namens die Bohrwürmer (Teredo navalis), die sich in das Holz hineinbohren. Sie sterben aber gleichermaßen am Strand, und man findet dann nur die hohlen Gänge (unten). Ähnliche Gänge können aber auch von der Bohrassel (Limnoria lignorum) stammen, bei der der deutsche Name endlich stimmt.