Die zur See hin offenen Trichtermündungen sind nämlich weit genug, daß sich hier bei passendem Wind noch stärkerer Seegang aufbauen kann. An den zum Fluß hin gelegenen Seiten entwickeln sich deshalb oft vegetationslose Brandungsstrände im Bereich des Mittelwasserstandes, wo man eigentlich die dem Schilf vorgelagerten Brackwasserbinsenröhrichte erwarten würde. Am unteren Rand solcher Strände, wo die Brandung bei jeder Ebbe nur kurz wirken kann, siedelt sich mitunter die Salznadelsimse (Eleocharis uniglumis, oben links) an, deren Matten sich leicht in die anlaufenden Wellen legen (oben).

Die Uferwälle sind durch Einmündungen von Nebenflüßen in lang gezogene Inseln, Sande genannt, gegliedert, auf denen hinter den Uferröhrichten dünenartige Lebensräume liegen. Hier wächst der Strandroggen (Leymus arenarius, links), der heute viel zur Flugsandfestlegung angepflanzt wird. Aus diesem Grund zweifeln manche daran, daß dieses Gras schon von Natur aus auf den Sanden vorkam. An höheren Stellen (unten) siedeln sich auch bald Weidengebüsche an (Salix triandra und viminalis), die weiter in Weißweidenwälder (Salix alba) übergehen.

Ähnlich, wie die Ketten aus hohen Düneninseln unmittelbar am Außenrand des Wattenmeeres entstehen, weil die Zufuhr von Sand und Schlamm aus der vorbeistreichenden Strömung der Nordsee kommt, finden wir in den Flußmündungen entlang der Hauptrinnen hohe Uferdämme, die vorwiegend aus Sand aufgebaut sind. Sie tragen dichte Schilfröhrichte (Phragmites communis), die bei Ebbe trockenfallen. Man kann an der Färbung der Halme ohne weiteres erkennen, wie hoch das Wasser bei Flut steigt. Im Vordergund sieht man Brandungsschäden, die ein weiteres Vorwachsen des Schilfs verhindern.
An Prallhängen sind die Strände für ein Schilfröhricht oft zu steil. Dann säumen Stauden wie die Spitzklette (Xanthium strumarium, unten links), die nur in den Auen großer Ströme vorkommt, den oberen Rand der Strände. Als große Rarität wächst hier auch der Tatarenlattich (Lactuca tatarica, unten rechts). Eine Theorie erklärt seine sporadisch verteilten Wuchsorte damit, daß seine Samen mit mittelalterlichen Schiffen in unsere Flußmündungen verschleppt wurden, die ihren Ballastsand vor Erreichen der Seehäfen abwarfen.
Weit verbreitet ist dagegen das Große Seifenkraut (Saponaria officinalis, oben links), das lockere, aber feuchte Sande liebt. Wie auf den Düneninseln sickert auch aus den Dünen der Flußsande Süßwasser aus einer Süßwasserlinse, die sich aus Regen über dem salzhaltigen Grundwasser der brackigen Flußmündung gebildet hat. Solche Sickerquellen sind sehr wechselhaft. Bei starkem Ausstrom nach anhaltenden Regenfällen ist das Bodenwasser völlig ausgesüßt, aber nach längeren Schönwetterperioden, wenn der Ausstrom schwach ist, kann es recht trocken werden und sich durch die Verdunstung von aufsteigendem Brackwasser Salz anreichern. Solchen Salzgehaltsschwankungen ist am besten die Strandbinse (Juncus maritimus, beide Bilder unten) gewachsen. Sie wird von der kleinen Salzbunge (Samolus valerandi, oben rechts) begleitet. Der Wiesenalant (Inula britanica, oben mittig - mit Pfeilkresse, Cardaria draba) wächst eher an dauerfeuchten Stellen.
Eine besondere Pracht bieten die Brackwasserröhrichte, wenn die Sumpfdotterblume (Caltha palustris, links) blüht. Sie ist weit verbreitet an den Ufern aller möglichen Süßgewässer und selbst in sumpfigen Wiesen. In den Schilfröhrichten am Brackwasser aber kommt sie zu besonders üppiger Entfaltung. Warum das so ist, weiß man nicht genau.
An geschützteren Strecken der Außenufer, vor allem aber entlang der ruhigeren Nebenarme erscheint auch die Brackwasserbinse (Bolboschoenus maritimus, links: im zeitigen Frühjahr) wieder. In solchen rückwärtigen Bereichen kommt - wie im Wattenmeer - eher schlickiges Material zur Ablagerung, das zusammensackt und daher tiefer liegende Brackwasserwatten bildet. Hier leben relativ wenige Arten von Wirbellosen, dafür aber jede Art in Massen, so daß auch die Brackwasserwatten für viele Arten von Wasservögeln einen wichtigen Nahrungsraum darstellen (unten).