Ähnlich wie auf den Sandwatten der Düneninseln bildet auch auf den Schlickwatten der Festlandsküsten Queller die Pioniervegetation für Landpflanzen. Er gehört aber nicht zur gleichen Art wie auf dem Sand, sondern man findet hier eine Reihe verschiedener Arten, die auch an unterschiedlichen Wuchsorten vorkommen. Die unteren, offenen Schlickwatten vor den Salzwiesen besiedelt der straff aufrecht wachsende Schlickqueller (Salicornia stricta, links und unten). Die gelben Pünktchen stellen übrigens die Staubbeutel dar, und viel mehr ist von den Blüten des Quellers auch nicht zu sehen.
Höher und trockener, oft in seichten Buchten steht der Gewöhnliche Queller (Salicornia europaea: in Herbstfärbung, unten), dessen Zweige mehr oder weniger schräg abstehen. "Gewöhnlich" heißt er, weil man ihn früher für die einzige Quellerart an europäischen Küsten hielt. Mitten in den Salzwiesen kommt in Mulden, Prielrändern und anderen Stellen mit stark wechselndem Salzgehalt der sparrig und ausladend wachsende Ästige Queller (Salicornia brachystachya, links) vor, dessen Standorte auch mal eine Weile gar nicht überflutet werden.
Queller wird als Schlickfänger hoch geschätzt, der die Aufhöhung der Watten und damit die Anlandung fördert. Das geschieht aber nur dort, wo Queller geschlossene Bestände bildet. In offenen Beständen führen die vereinzelten Pflanzen eher zu Verwirbelungen des Wasserstroms und damit zu Auskolkungen und Abtragung. Außerdem sind alle Quellerarten an unseren Küsten einjährig und lassen die Watten gerade zu der Jahreszeit, in der die schweren Winterstürme herein brechen, schutzlos.
Dauerhaften Schutz vor den anbrandenden Sturmfluten bietet erst das Andelgras (Puccinellia maritima, rechts und unten), das die ersten geschlossenen Salzwiesen aufbaut. In diesen Wiesen kommt es zu einer beträchtlichen Anlandung, nicht zuletzt, weil das Andelgras - zumindest, wenn es nicht beweidet wird - sich bei ablaufendem Wasser wie eine Decke über den Boden legt (unten). Durch dieses Verhalten kann man es leicht erkennen, denn seine Bestände sehen oft wie gekämmt aus.
In den immerhin noch regelmäßig überschwemmten Andelgraswiesen kommen auch verschiedene andere Pflanzen vor. Eine kleinere, aber hübsche Art ist das Strandmastkraut (Sagina maritima, unten links). Genauer hinschauen muß man schon, um den grasförmigen Röhrkohl (Triglochin maritimum, unten) zu finden, der weder ein Gras noch ein Kohl ist, sondern zu den Dreizackgewächsen gehört. Obwohl für das Weidevieh giftig, wurde er früher als geschätztes Gemüse gesammelt und gekocht gegessen.
Ebenfalls als Gemüse gegessen wurden früher die dicken Blätter der Salzaster (Aster tripolium). Sie erscheint in zwei Formen: Anfangs des Sommers sind die Pflanzen eher kurz und breit und haben ganz normale Asternblumen mit Strahlen- und Röhrenblüten (links). Zum Herbst hin sind die Pflanzen höher und schlanker, und ihren Blumen fehlen die lila Strahlenblüten (rechts).
In den Salzwiesen treffen Meerestiere auf solche, die vom Land stammen. Eine Strandkrabbe (Carcinus maenas, oben links) im Gras Futter suchen zu sehen, ist sicher nicht weniger skuril als ein Insekt, nämlich den Salzkäfer (Bledius spectabilis, oben rechts), im Schlick wühlend anzutreffen. Während die Strandkrabbe sich bei ihren Landexkursionen in ihren Kiemenkammern einen Wasservorrat mitnimmt, deckelt der Salzkäfer seine Bauten bei Flut zu, um nicht zu ertrinken. Seine Bauten belüften den sauerstoffarmen Schlick erheblich, wie man an den rostbraun oxidierten Rändern seiner Löcher erkennen kann (unten rechts). An der Oberfläche kann man die Anwesenheit der Schlickkäder leicht an den aus den Bauten herausgeworfenen Sandhäufchen feststellen (unten links).
Solches Krabbelgetier macht die Salzwiesen zu einem Eldorado für Vögel, die offene Landschaften mögen. Unter den Singvögeln liebt der Wiesenpieper (Anthus pratensis, links) die Salzwiesen. Der Rotschenkel (Tringa totanus, unten) ist ebenfalls hier zu finden. Er hält gerne Ausschau von erhöhten Punkten und ist deshalb recht leicht zu beobachten.
Kiebitze (Vanellus vanellus, unten rechts) haben sich im Gegensatz zu vielen anderen Arten relativ gut mit dem Weidevieh arrangiert. Deshalb gehen sie auch auf Feuchtwiesen, die binnendeichs liegen. Dort allerdings fallen sie in hohem Maße Pestiziden zum Opfer, die vornehmlich der Bekämpfung von Schnakenlarven dienen. Die aber stellen eine der Hauptfutterquellen für die Jungvögel (unten links).