Wenn der Flutstrom in das Wattenmeer eindringt, erreicht er in den Seegatten seine größte Stärke. Wenn er sich dann über die weiten Wattflächen breitet, beruhigt er sich zunehmend wieder und verliert seine Kraft. Deshalb sinkt das mitgeführte Material immer mehr zu Boden und lagert sich ab. Entlang der Seegatten und gleich hinter den Inseln setzt sich zunächst nur das gröbste Material ab und bildet dort sandige Watten (ganz oben). Das feinere, organische Material kann sich erst ablagern und Schlick bilden, wenn das Wasser nahe der Festlandküste in den feinsten Verästelungen der Priele völlig zur Ruhe kommt (links).
Wenn wir nun die Inseln verlassen und auch das Rückseitenwatt hinter uns lassen, breiten sich vor uns weite, vegetationslose Schlammflächen aus. Hier herrscht die Tide ungebrochen, die über die Seegatten in einem baumartig verästelten System von Prielen Zugang zum Wattenmeer erhält. Die Flut bringt Driftmaterial mit. Es besteht aus relativ groben Teilchen - Muschelschill oder Sand - und aus organischem Stoff, der selbst unter dem Mikroskop nur als feine, bräunliche, wolkige Masse zu erkennen ist (rechts).
Rechts: Grobschematische Darstellung eines Prielsystems mit der Verteilung unterschiedlicher Wattformen, die von der Korngröße des abgelagerten Sediments bestimmt werden. Kleinräumig kann es jedoch starke Abweichungen geben. So setzt sich zum Beispiel in Quellerfluren auch feineres Material ab; Sturmfluten können grobes Material bis an die Festlandsküsten transportieren; auch können feinere Materialien von den Seiten der hohen Watten, wo das Gefälle steiler ist, wieder abgeschwemmt werden.