Waren die Sande mit Wald bewachsen, wurden bei solchen Ereignissen die Bäume regelrecht umgelegt. Das Bild rechts von der Unterweser zeigt eine Weide, die von Wintereis umgeworfen wurde. Weißweiden sind jedoch sehr regenerationsfähig, und dieser Baum ist anschließend trotz aus dem Boden gerissener Wurzeln aus seinem liegenden Stamm wieder aufgewachsen. Auch das Röhricht wird bei solchen Ereignissen schwer geschädigt. Die einmal aufgerissene Vegetation kann dann durch Wellenschlag weiter unterspült werden (unten) und endgültig zerstört werden.
Die natürliche Flußlandschaft unterlag ebenso wie das Wattenmeer einer beständigen Umgestaltung durch die Naturgewalten. Neben Stürmen und Sturmfluten waren dies vor allem winterliche Eisgänge. War die Flußmündung selber nicht zugefroren, wohl aber irgendwo im Oberlauf, dann konnte der Eisgang im Frühjahr verheerende Schäden anrichten, weil die meerwärts treibenden Eisschollen in die ungeschützten Ufer gerammt wurden und Besorgnis erregende Abbruchkanten verursachen konnten.
War die Flußmündung selber zugefroren, brach bei jeder Ebbe die Eisdecke ein, und die Bruchstücke trieben ein Stück flußabwärts. Die nächste Flut schob das Eis wieder zurück und auf die Ufer, so daß sich ein mächtiger Eiswall auf die Ufer legen konnte, der den Untergrund durch sein schieres Gewicht deformieren konnte. Gleichzeitig konnte der Eiswall langsam, aber stetig weiter landwärts geschoben werden und alles zermalmen, was im Weg war. Das Bild zeigt eine solche Situation an der Unterelbe. Andererseits bot der Eiswall auch einen gewissen Schutz gegen das Frühjahrstreibeis vom Oberlauf.
Im Extremfall bilden sich - wie schon beschrieben - steile Abbruchkanten (unten). Solche Abbruchkanten bieten den Angriffen der Elemente kaum Widerstand, so daß weitere Erosion stattfindet. Inzwischen sind Eisgänge ziemlich selten. Dennoch werden die Flußauen weiterhin von solchen Abbruchkanten zerfressen. Grund dafür ist, daß Sturmfluten heutzutage in einer Weise zuschlagen können, wie das in der natürlichen Aue wegen hemmender Flußverzweigungen und Untiefen nicht möglich war. Die heutigen Fahrwasser jedoch sind so stark vertieft und begradigt, daß Stürme mit voller Wucht hereinbrechen können - mit entsprechenden Folgen.
Auf den zurück bleibenden nackten Sand- und Schlammflächen können kurzlebige Pionierpflanzen wie der Strahlenzweizahn (Bidens radiata, oben links), der Rote Gänsefuß (Chenopodium rubrum, rechts) und die Strandkamille (Tripleurospermum maritimum, unten) die Wiederherstellung der Vegetation einleiten. Sie werden verdrängt, sobald dichte Röhrichte wieder vorwachsen.
Daß die Eismassen der Hauptrinnen die Ufer stark verändern können, verwundert nicht. Aber auch in Nebenarmen und kleineren Zuflüßen kann Eis erhebliche Wirkungen haben. Das Eis friert an den Ufern und dem Röhricht an und wird mit jeder Flut angehoben und mit jeder Ebbe abgesenkt. Dadurch werden nach und nach ganze Partien von Ufer und Röhricht ausgehebelt, wie man auf dem Bild sehen kann, wo nur die Erlengruppe mit ihren Wurzeln das Ufer soweit verstärkt hat, daß es dieser schweren Belastung standgehalten hat und nun wie ein Erker vorsteht.
An kleineren Seitenarmen bilden sich immer noch Uferwälle, doch mehr mit schlammigem Material als mit Sand, der nicht so weit in die ruhigen rückwärtigen Bereiche getragen wird. Auf solch unsicherem Grund reicht bereits ein kräftiger Sturmwind aus, um Bäume umzuwerfen. Auch hier können Unterspülungen und Auskolkungen die Folge sein, bis es zu Durchbrüchen des Uferdamms kommt.