Kleinere Inseln wie Mellum, Scharhörn oder Trischen entwickeln sich nicht viel weiter als bisher beschrieben, aber auf größeren Inseln, deren Dünenkämme höher werden und damit auch besseren Windschutz bieten, kann recht zügig Wald aufkommen. Die ersten Gebüsche kann man bereits auf der Windschattenseite des ersten Dünenkamms finden. Hier sind sie zwar vor dem Wind geschützt, werden aber wie der Strandhafer ständig von Sand überrieselt.
Je geringer der Nachschub an Sand und Muschelschill wird, und je stärker die Humusbildung durch das verwesende Laub der Sträucher, desto mehr schwindet der Kalk im Boden, und der Sanddorn beginnt zu kümmern. Schließlich dominiert der Holunder die Gehölze ganz. Unter seinem Schirm kommen nun auch die Kratzbeere (Rubus caesius, oben) und die Kleine Brennessel (Urtica urens, rechts) vor und belegen, daß es zwar für den Sanddorn nicht mehr reicht, von Kalkmangel oder Nährstoffarmut aber noch nicht die Rede sein kann. Hier erscheint auch der Spargel (Aspargus officinalis, unten) besonders häufig, den viele nur als Gemüse kennen.
In die Dünenweidengebüsche dringt bald der Sanddorn (Hippophae rhamnoides) ein, der mit zahlreichen Ausläufern schnell ausgedehnte Dickichte bildet. Er ist ein weiteres Beispiel für Pflanzen, die aus dem Inneren Eurasiens kommen, wo der Sanddorn periodische Trockentäler bewohnt. Nach Ende der Eiszeit fand er in den mit kalkhaltigem Muschelschill angereicherten Sanden der Weißdünen einen geeigneten Ersatzstandort und ist nun hier zu einer eigenen Unterart geworden.
Zwischen den Sanddornbüschen siedelt sich gerne die Kartoffelrose (Rosa rugosa, links und unten) an, die ebenfalls mit Ausläufern schnell größere Flächen zu wuchern kann. Sie ist erst durch den Gartenbau an die Nordsee gekommen. Ihre Heimat ist in Ostasien, wo sie ebenfalls auf Küstendünen zu Hause ist. Und so ist sie auf den hiesigen Dünen auf Anhieb verwildert. Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), ein eher binnenländischer Strauch, wandert ebenfalls in die Sanddorngebüsche ein, vor allem, wenn der Sanddorn an Vitalität verliert, weil der Kalkvorrat im Boden abnimmt.
Ähnliches geschah mit dem Besenginster (Cytisus scoparius, links). In den Nordseedünen bildet er eine eigene Unterart (ssp. maritimus), die im Gegensatz zu ihrem festländischen Ahnen niederliegend wächst. Er findet sich auf den offenen Flächen zwischen anfangs lückig stehenden Sanddornbüschen. Dort findet sich auch in großen Mengen der Große Klappertopf (Rhinanthus serotinus halophilus, unten und unten links). Er ist ein Halbschmarotzer, der das Wurzelwerk anderer Pflanzen anzapft, um an seinen trockenen Standorten zu einer besseren Wasserversorgung zu kommen.
Wenn die Übersandung schwächer wird, gesellt sich zur Dünenweide oft die Bibernellrose (Rosa spinosissima, unten rechts), die durch ihre schwarzen Hagebutten (unten links) auffällt. Im lichten Schatten dieser niedrigen Gebüsche wächst recht häufig die Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus, rechts), zusammen mit Arten der offeneren Vegetation.
Zunächst herrschen weiterhin die Bedingungen der Weißdüne: Nährstoffreich, kalkreich, sandig und trocken. Unter solchen Bedingungen tritt als Pioniergehölz die Dünenweide (Salix arenaria, rechts und unten) auf, die oft in einer feuchteren Senke begonnen hat und später wieder und wieder den aufgeschütteten Sand durchwächst und schließlich festlegt. Dabei bleibt der Wurzelkontakt zum feuchteren Unterboden erhalten.